Wieso ich in einem Zelt aufwachte, obwohl ich Campen nicht leiden kann

Meine Frau wollte mit den Kindern beim Kindergartenzelten mitmachen, ich nicht. Die Kinder freuten sich riesig drauf, also fahre ich Freitag nach einer harten Woche mit echter Männergrippe gefühlte zwei VW-Bus-Ladungen Zelte, Luftmatratzen, Decken, Kleidung, Abendessen, Frühstück und alles mögliche, was man für mehr oder minder notwendige Notfälle dabeihaben könnte, zusammen mit den Vieren zur Alten Ziegelei, wo man aber nicht aufs Gelände fahren darf, sondern davor abladen muss und dann mit einem völlig überladenen Bollerwagen fünf Minuten zum Zeltplatz latscht.
Also alles hingeschafft, Zelte aufgebaut, Luftmatratzen aufgeblasen, alles verstaut, meiner Frau und den Kindern tschüss gesagt. Schließlich will ich den Abend allein nutzen, um die Kinderschaukelfundamente einzugießen, meine zwanzig Lieblings-Science-Fiction und alle James-Bond-Filme zu sehen, und danach das 1000-Seiten-Buch zu Ende lesen, bei dem ich seit Wochen erst auf Seite 28 bin. Ambitioniert, aber na und? Also los: Baumarkt, Beton, bezahlen, heim. Das erste Fundamentloch ist gerade in perfekter Rundung ausgehoben, als das Telefon klingelt. „Der Große hat eine Platzwunde am Kopf. Du musst mit ihm ins Krankenhaus!“ Uff.
Also ins Auto, zur Ziegelei, davor geparkt, aufs Gelände gesprintet, den Sohnemann inspiziert. Guter Provisoriumsverband, keine Massen Blut, alles gut soweit. Mit ihm weinend zum Auto gelatscht, dann in die Klinik. Zwei Stunden warten, zwei Minuten Behandlung. „Ist er Tetanus-geimpft?“ „Keine Ahnung.“ „Sind Sie Impfgegner?“ „Öh, nö.“ „Dann ist er geimpft“. Super.
Sohnemann ins Auto, zur Ziegelei zurück die Familie abholen, vor dem Gelände geparkt, zum Zeltplatz gelatscht, wo der Junge dann sofort wieder spielen geht. Mit seinem Freund, der ihm den Ziegel an den Kopf geworfen hat. In blutverschmierten Klamotten. Passt für mich. Und meine Frau: „Na, wenn er dableiben will, dann bleiben wir auch.“ Passt ebenfalls. Für die Schaukel ist es inzwischen zu dunkel, aber es warten ja noch 44 Filme und 972 Seiten auf mich.
Paar Grillreste gefuttert, wieder zum Auto gelatscht, heim gefahren. Fernseher an. Kann mich nicht entscheiden, mit was ich anfangen soll, suche zwei Stunden und beginne dann mit einem SF, den ich gar nicht geplant hatte. Schlafe nach 30 Minuten auf der Couch.
Um halb zwei klingelt das Telefon, meine Frau: „Ich kann hier nicht schlafen und wecke dabei ständig das Baby, du musst uns abholen.“ Uff. Gottseidank noch angezogen, also schlaftrunken ins Auto, zur Ziegelei gefahren, zum Zeltplatz gelatscht, Frau und Baby abgeholt, zum Auto gelatscht. „Und die Großen?“ „Die holen wir jetzt.“ „Kannste nich machen. Mitten in der Nacht wecken und zum Auto schleppen. Außerdem ruinieren wir ihnen das Zelten.“ „Was denn sonst?“ Seufz. „Fahr du heim, ich bleib hier.“ Zum Zeltplatz gelatscht, Schlafsack und Isomatte aus Zelt eins in Zelt zwei zu den beiden Großen, hingelegt. Liege die nächsten vier Stunden schlaflos da.
Am Morgen werden die Reste von mir wach, als der Regen aufs Zelt trommelt.
Tolles Wochenende.

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