Rezension des Romans „Das achte Opfer“ von Andreas Franz
Ein Mörder tötet Prominente in Frankfurt, bestialisch und fast rituell, jedes Mal mit einer Botschaft, die einen Plan aufzeigt und einen Rachefeldzug vermuten lässt.
So weit, so spannend. Allerdings: das Buch ist belanglos, durch und durch. Da muss man nicht unbedingt dem Autor Andreas Franz anlasten, der schreibt sicher so gut er kann, und über 400 einigermaßen spannende Seiten zu füllen, ist immerhin respektabel. Vielmehr ist es ein Totalversagen des Verlags, der offensichtlich keinen Cent in ein Lektorat investiert.
Der Täter mordet jedes Mal auf die gleiche Art und Weise, die Begegnungen mit seinen Opfern laufen auch immer gleich ab: gegenseitige Vorwürfe werden ausgetauscht, dann noch ein bisschen Gejammer, dann stirbt das Opfer ohne Gegenwehr. Der Mörder mordet sich durch seine Liste, die Polizei kommt ihm dabei nicht auf die Schliche. Kein Fahndungserfolg, nirgends. Maulwürfe in den eigenen Reihen, aber da wird auch nur über hunderte von Seiten der selbe Sachstand erzählt. Am Schluss wartet der Täter dann auf seine Verhaftung, erklärt sich und seine Taten, nennt gleich noch eine Reihe weiterer Schurken inklusive der undichten Stellen in der Polizei, und aus.
Aber leider ist das nicht das einzig Bemängelnswerte, denn da ist noch eine mangelhafte Figurenzeichnung, katastrophale Dialoge und ein merkwürdiges Frauenbild.
Die Charaktere sind fast alle austauschbar. Für seine Hauptfigur Julia Durant hat der Autor offensichtlich kein Interesse, es sei denn sie ist nackt. Von ihr erfährt man nur, dass sie immer Brot, Salami und Bier einkauft, und eben auch nur das isst, dass sie Gauloises raucht und wie sie duscht oder badet. Etwas mehr Entwicklung durchläuft Kollege Hellmer, der im Laufe des Buches immerhin seine verflossene Liebe wiederfinden darf. Die weiteren Kommissare erhalten entweder gar keine Beschreibung oder sind Alkoholiker. Und alle trinken nur Dosenbier oder Hart-Alk. Wieso nur? Immerhin spielt der Roman in Frankfurt, aber keiner der Beteiligten, ob Polizist oder Täter oder Opfer trinkt den dort so beliebten Apfelwein?
Und dann die Dialoge. Kostprobe gefällig?
“ ‚Entschuldigen Sie‘ , sagte sie, ‚aber ich weiß noch nicht, wie ich mit Ihrer Mitteilung umgehen soll. Von einem Tag auf den anderen hat sich mein Leben und das meiner Kinder verändert. Es wird nie mehr etwas so sein, wie es einmal war. Es ist so ungerecht, dass ausgerechnet er…‘. “ Das soll aus dem Mund einer fünffachen Mutter stammen, die im Moment erfahren hat, dass ihr Ehemann ermordet wurde? Hölzerner geht es wohl kaum. Und auch alle anderen reden „plotty“, wie der Fachmann sagt. Unnatürlich, nur im Dienste einer Handlung, die man aber lieber als Handlung erzählt bekäme.
Zuletzt das Frauenbild. Wie gesagt, seine Hauptfigur interessiert den Autor offenbar nicht. Aber während die Männer im Buch über ihre Nachnamen benannt werden, (Hellmer, Berger, Dreekmann), wird die Kommissarin bis auf eine(!) Ausnahme immer „Julia Durant“ genannt, als ob der Autor nicht darauf vertrauen würde, dass man sie als Frau wahrnehmen würde, wenn er wie bei den Männern nur den Nachnamen verwendet hätte: „Durant“. Die anderen Frauen? Wenn sie zu den Guten gehören, werden sie beim Vornamen genannt (Nadine, Anna), wenn sie böse sind, bekommen sie noch einen Artikel vorangestellt (die Soundso). Das ist an Einfältigkeit kaum zu überbieten.
Es ist mein erstes Buch von Andreas Franz, vielleicht sind die anderen besser, auch wenn dieses hier keine Lust auf weitere macht. Wer sich mit guten Krimis verwöhnen will, dem seien die Werke von Garry Disher* empfohlen. Auf dieses Buch hier kann man getrost verzichten.