Rezension des Kurzgeschichten-Bands „Herzenslieder“ von Annie Proulx
Unglaublich. Dieses Buch ist einfach unglaublich. Ich habe die Bücher von Proulx chronologisch rückwärts gelesen, erst Schiffsmeldungen, für mich eines der drei Bücher, das ich auf die ominöse, einsame Insel mitnehmen würde, dann Postkarten, und nun dieses unglaubliche Werk, dieses Geschenk.
Herzenslieder sind Kurzgeschichten, die alle in den Bergen von Neuengland spielen. Die Schilderungen der Bewohner kleiner Dörfer, oft nur Siedlungen, der Eindringlinge aus großen Städten, die sich hier Ferienhäuser und -erlebnisse kaufen, und immer wieder der rauhen, oft menschenfeindlichen Natur sind von einer so außergewöhnlichen Präzision, versteckt oder offen zu Tage tretenden Schönheit und Wucht, die ihresgleichen sucht.
Oft sind es Geschichten vom Scheitern. An der Natur, an anderen Menschen, an alten Geschichten, die ihre Protagonisten wieder einholen, und an sich selbst. In meiner Erinnerung bleiben wird das Wechselspiel von filigranen, liebvollen Schilderungen der Menschen, der Natur, der Situationen, und der radikalen Kraft, bisweilen Gewalt, mit der sich immer wieder Wendungen und Schicksale einschreiben.
„Ein Buch, das noch großartiger ist als Schiffsmeldungen“, schreibt The Times. Stimmt. Bleibt also nur noch ein Platz in meinem Koffer für die Insel.