Barbara Vine: Die im Dunkeln sieht man doch

Rezension des Romans „Die im Dunkeln sieht man doch“ von Barbara Vine

Dieses Buch hat mich Durchhaltevermögen gekostet. Mehr als einmal habe ich überlegt , es wegzulegen. Ist aber nicht meine Art, und nun bin ich froh, es zu Ende gelesen zu haben.
Barbara Vine ist Ruth Rendell. Als Rendell schreibt sie Krimis, als Vine Psychothriller. Sie erwähnt auch schon mal auf Seite eins, wer der Mörder ist und dröselt dann auf, warum und wieso.

In diesem Buch erfährt man ebenfalls früh den kriminellen Akt. Vera Hillyard ist eine der letzten Frauen, die in England 1950 gehängt wurden. Warum, und wieso es dazu kam, erzählt Vine recht ausschweifend. Allerdings nur in Mosaiksteinen, die sich nach und nach zu einem Bild zusammenfügen. Wie so oft sind es Familienbande, die zur Katastrophe führen. Liebe, Fürsorge, Behütetheit, aber auch Last, Abneigung, Kampf bestimmen diese unlösbaren Bande. Die Moralvorstellungen der vierziger Jahre, Eifersucht, Rollenvorstellungen, all das geht zusammen eine furchtbare Melange ein, die am Schluss zum Mord führen.

Wie gesagt, hat das Buch Längen. Aber diese sind auch nötig für die Präzision, mit der Vine Situationen beschreibt, manchmal auch nur Kleider, die aber oft auch eine große Rolle spielen für Status, Ansehen oder Selbstwertgefühl der Träger. Manchmal sind es auch die Unwägbarkeiten, die Leerstellen, die entsprechenden Raum einnehmen.

So ist es schließlich faszinierend, all die vielen Fäden, die sie anfangs knüpft, am Schluss zusammenkommen zu sehen. Die Personen, ihr Handeln und die Folgen, die sich daraus ergeben. Es wird wohl nicht meine letzte Vine-Lektüre gewesen sein.

Meine Bewertung



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